Pressemitteilung
„Spitzenplatz“ bei Kinderarmut nicht weiter ignorieren!
Regionales Konzept gegen Armut dringend nötig – Bund und Land gefordert
Die Kinderarmut im Ruhrgebiet darf nicht weiter ignoriert werden! Das ist
die nicht neue Schlussfolgerung, die die Fraktion DIE LINKE im
Regionalverband Ruhr (RVR) aus der gerade veröffentlichten Studie der
Bertelsmann-Stiftung und des Institutes für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB) zur Kinderarmut zieht. Die darin genannten Zahlen
machen deutlich, dass die Kinderarmut im Vergleich zu den Vorjahren in
ganz Deutschland leicht gesunken ist. Aktuell leben bundesweit 2,8
Millionen Kinder unter 18 Jahren in Armut, das sind 21 %. In NRW ist die
Kinderarmut aber erneut angestiegen, und zwar wegen der prekären Situation
im Ruhrgebiet. Sie liegt landesweit bei 18,6 %, im Ruhrgebiet jedoch bei
deutlich mehr als 30 %. D.h. jedes dritte Kind wächst im Ruhrgebiet in
einer Familie auf, die Hartz IV bezieht. In Gelsenkirchen sind es sogar
41,5 % aller Kinder.
Wolfgang Freye, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im RVR, dazu: „Bereits
2013 hatte der Paritätische Wohlfahrtsverband zur Armutsentwicklung in
Deutschland dem Ruhrgebiet einen traurigen „Spitzenplatz“ attestiert.
Damals war gut ein Viertel aller Kinder von Armut betroffen – jetzt ist es
jedes dritte Kind. Das ist ein Skandal, noch schlimmer aber ist die
Tatsache, dass die Situation in den letzten sechs Jahren noch schlimmer
geworden ist und das Problem von Land und Bund schlicht ignoriert wird.
Bei der Ruhrkonferenz hat die schwarz-gelbe Landesregierung das Thema
weitgehend ausgespart, statt wenigstens hier die Entwicklung eines
regionalen Gegenkonzepts zu thematisieren.“
Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE im RVR führt der RVR seit 2018 jährliche
Sozialkonferenzen durch. Die dort besprochenen guten Ansätze, auch der
großen Sozialverbände, wurden bis heute nicht umgesetzt.
Wolfgang Freye weiter: „Die Corona-Krise verschärft die Situation weiter,
das macht auch die Bertelsmann Stiftung deutlich. Umso mehr sind Land und
Bund gefordert, die Kommunen nicht weiter ,hängen‘ zu lassen. Dabei muss
berücksichtigt werden, dass die Kinderarmut steigt, obwohl im Ruhrgebiet
zurzeit so viele Menschen in Beschäftigung sind, wie seit vielen Jahren
nicht mehr. Wir brauchen Konzepte, die den Armutskreislauf, in dem ein
Teil der Bevölkerung seit vielen Jahren steckt, aufbrechen. Dazu gehören
höhere Hartz IV-Regelsätze und eine Kindergrundsicherung, die Teilhabe
wirklich ermöglichen, dazu gehören mehr Lehrer und Schulsozialarbeiter in
den armen Stadtteilen, die fehlende Unterstützung von Kindern durch ihre
Familien auffangen können, dazu gehören Tablets und digitale
Lernmöglichkeiten für alle Kinder, dazu gehört mehr tariflich bezahlte und
sozialversicherungspflichtige, gemeinnützige Beschäftigung für
Langzeitarbeitslose und dazu gehören Integrationskonzepte für Flüchtlinge
und insbesondere junge Migranten. Auch der Abbau des kommunalen
Altschuldenberges muss endlich geregelt werden, denn die Kommunen brauchen
dringend wieder mehr Handlungsspielraum!“
Die Fraktion DIE LINKE im RVR hat schon vor zwei Jahren eine Broschüre zum
Thema „Armutsregion Ruhrgebiet“ mit vielen Lösungsansätzen renommierter
Expert*innen herausgegeben. Einige wenige Exemplare sind bei der Fraktion
noch erhältlich.
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