Natur-Tagebuch · (entnommen von Facebook)
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Kennt ihr die Redewendung "Jetzt lupfts mär de Deckel!"? Das sagt man bei uns in der Schweiz auf Mundart wenn einem etwas "galizieverruckt" macht und man kurz vor der "Explosion" steht.
In unserem Garten hat es letzte Woche jemand ganz anderem den Deckel "glüpft", nämlich den Weinbergschnecken. Die haben ihre Winterstarre beendet und ihre Kalkdeckel (Epiphragma) abgestossen, mit dem sie ihre Gehäuseöffnung verschlossen haben. Vielleicht habt ihr schon mal welche rumliegen sehen und euch gefragt, was das sein könnte.
Weinbergschnecken verschliessen ihre Gehäuse aus zwei Gründen: Entweder im Spätherbst, wenn sie sich in frostfreie Erdtiefen eingraben und in die Winterstarre fallen, oder aber während längerer Trockenphasen im Sommer. Dann machen sie als Folge des Feuchtigkeitsmangels ebenfalls die «Luke dicht» und fallen in eine Trockenruhe. Auch ein kurzzeitiger Regen kann sie nicht zum «Erwachen» bringen, erst wenn wieder ausreichend Feuchtigkeit über einen langfristigen Zeitraum vorhanden ist, stossen sie das Diagraphma ab. So nennt man die dünne Schleimschicht, eine Membran, mit der sie im Sommer während der Trockenruhe die Öffnung verschliessen. Ganz im Gegensatz zur Winterstarre, bei der sie wie erwähnt einen Kalkverschluss benutzen, das Ephiphragma.
Ja und im März ist es meistens der erste "warme" Frühlingsregen, der sie zum Erwachen und abstossen der Deckel bringt.
Freilebende Exemplare können ein stattliches Alter von acht Jahren erreichen. Ihr Gehäuse ist rechtsrum gewunden, lediglich eines von 20'000 Exemplare ist linksgewunden, das ist dann der sogenannte Schneckenkönig. Bis jetzt habe ich noch keinen gefunden, obwohl ich sehr viele Weinbergschnecken im Garten habe (aber ich finde ja auch nie vierblättrige Kleeblätter...).
In der Schweiz - wie auch in Deutschland und Österreich - ist die Weinbergschnecke (Helix pomatia) übrigens geschützt.
Hier finden Schneckeninteressierte eine sehr informative Seite:
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