
Die Hälfte seiner Amtszeit ist um und eine gute Gelegenheit bei einem Kaffee mit Mike Rexforth nachzu hören wie es denn war, in diesen drei Jahren.
Haben Sie die Entscheidung Bürgermeister zu werden bereut? Diese Frage beantwortet er ganz spontan mit „Nein“.
Wobei er wisse, dass seine Frau Ann Christin, diese Frage wahrscheinlich anders beantworten würde. Denn die Familie vermisst in wohl des Öfteren. Aber man habe sich ja im Vorfeld Gedanken gemacht und er habe natürlich auch bei seinen Amtsvorgängern gesehen, wie zeitintensiv der „Job“ eines Bürgermeisters ist, aber: “Es ist doch mehr als ich vermutet habe“, so Rexforth, aber trotzdem kein Grund das Handtuch zu schmeißen.
Die Zeit die ihm bleibe widmet er seiner Familie - im Stadion ein Fußballspiel anzuschauen, das funktioniert nicht mehr, genauso wenig wie das Angeln oder seinen musikalischen Interessen nachzugehen. Er könne natürlich theoretisch mehr Dinge delegieren, aber er übe sein Amt mit Herzblut aus und möchte deshalb einiges selbst erledigen. „Die Besuche bei Ehrenamtlern mache ich sehr intensiv und sehr gerne“, betont er. Und: “Das ist meine Chance das Ohr direkt am Bürger zu haben und direkt zu hören wo der Schuh drückt“. Stolz sei er auf sein Team im Rathaus, welches ihm den Rücken stärke, ganz besonders aber auf seinen allgemeinen Vertreter Herbert Tekaat, ohne den das Tagesprogramm nicht abzuarbeiten wäre, erklärt Rexforth.
Zum Gespräch hat Mike Rexforth sein Wahlprogramm, was auch das Wahlprogramm der CDU ist, mitgebracht um zu erzählen, was daraus bereits erledigt ist.
Das Erbe der schwierigen finanziellen Situation der Gemeinde bedeutete für ihn Wege zu finden, die Gemeinde zu entwickeln und Dinge die funktionieren am Leben zu erhalten. Positiv empfinde er, dass er dabei auch durch die SPD unterstützt werde.
Denn: „Wir, also CDU und SPD, haben in den großen Zielen für die Gemeinde einen breiten Konsens“.
Wichtig sei gewesen finanzielle Möglichkeiten zu finden um sich „Spielräume“ zu erschließen die vorher nicht da waren. Deswegen habe er schon kurz nach der Wahl den Ortskern als Städteumbaugebiet ernannt, um Fördertöpfe nutzen zu können. Als Beispiel nennt er das „Abrahamhaus“ welches auch hilft die Infrastruktur des SV Schermbeck zu erhalten, bzw. auszubauen. Oder die finanzielle Unterstützung des Kunstrasenplatzes des TuS Gahlen, oder das Spiel- und Bewegungsraumkonzept, welches hilft, die Spielplätze im Ort „aufzupeppen“.
Insgesamt wurden 4,5 Millionen Euro Fördermittel abgegriffen und investiert, die ohne das Städteumbauprogramm nicht geflossen wären.
Eine Attraktivitätssteigerung der Gemeinde durch gepflegte Anlagen und Grünflächen wäre ebenfalls erfolgreich, und mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher in Angriff genommen worden. Die Blumenpflanzaktion, eher ein Zufallsprojekt- habe inzwischen weite Kreise gezogen. Auch für den kommenden Herbst wurden durch Gruppen und Nachbarschaften bereits 30.000 Blumenzwiebeln bestellt.
Was Rexforth beobachtet: „Das 'Wir Gefühl' scheint sich zu entwickeln, viele fassen an um das Ziel zu realisieren, die Gemeinde als lebens- und liebenswert zu erhalten“.
Der Bauhof wurde umstrukturiert, freie Stellen wurden besetzt, der zweite Azubi wird dort bereits ausgebildet. „Die bisherige Personalbemessung hat nicht ausgereicht, um die anfallenden Aufgaben zu bewältigen“, erklärt Rexforth. Also kann auch dieser Punkt abgehakt werden.
Eine weitere Aufgabe sei es gewesen, die Mitarbeiter zu motivieren das Rathaus als Servicecenter für den Bürger zu begreifen und nicht als Verhinderungsbehörde. Mike Rexforth betont: “Wir sind offen geworden und wir präsentieren uns als gläsernes Rathaus“.
Die zu seinem Amtseintritt plötzlich aufgetretenen Personalprobleme im Bürgerbüro sind beseitigt, die Information am Eingang ist wieder besetzt.
Die Sanierung der Wirtschaftswege ist ein großes Projekt, welches in Zukunft angegangen werde. Das Lieblingsthema des Bürgermeisters ist derzeit natürlich die Breitbandversorgung des gesamten Gemeindegebietes: „Weil ich davon überzeugt bin, dass wir abgehängt werden wenn wir das nicht angehen.“ Der Bürgermeister möchte, dass das Thema dauerhaft erledigt wird und nicht in 30 bis 40 Jahren noch einmal angefasst werden muss.
Gearbeitet werde derzeit an einem Wohnraumprogramm für junge Familien, um diese im Ort zu halten. „Wir brauchen die Familien, sonst bricht das ganze Gefüge im Ort zusammen“, so der Bürgermeister. Geplant sei, dass ein entsprechender Bebauungsplan im ersten Quartal des nächsten Jahres rechtskräftig sei. Die Vergabekriterien der Grundstücke sind noch nicht geklärt, dennoch können bereits Interessensbekundungen in der Verwaltung abgegeben werden.
Auch die Senioren hat Rexforth im Blick. Dass am Marienheim 40 neue Wohnungen im Programm „Betreutes Wohnen„ entstehen, befürwortet dieser. Aber auch im Ausbau von Wohnbaugebieten soll in Zukunft ebenfalls bezahlbarer Wohnraum für Senioren angeboten werden.
Ein Hauptaugenmerk des Bürgermeisters liegt auch in der Erweiterung des Gewerbegebietes insbesondere am Hufenkamp. Derzeit beschäftigt sich die Verwaltung mit vorhandenen Grundstücken die von den Eigentümern vorgehalten, aber nicht bebaut werden. „Wenn Beisitzer nicht bereit sind die Flächen entsprechend zu entwickeln, nehmen wir die Nutzungspläne zurück“, so Rexforth.
Im Ortsmarketing wünscht sich der Bürgermeister eine bessere Vernetzung, um das Gemeindemarketing kräftig anschieben zu können. Das „Wir sind Schermbeck“ wieder aktiv sei, die Route „Schermbeck rundum“ entwickelt wurde und der „Schermbeck Gutschein“ im Angebot ist, wäre schon recht positiv zu sehen. Aber er wünsche sich die unterschiedlichen Kräfte, die oftmals die gleichen Handlungsfelder haben, zu bündeln. Mike Rexforth sagt: „Da ist noch zu viel Sand im Getriebe, ich hoffe das es gelingt mehr Konsens da hereinzubringen“.
Der Wirtschaftsförderung möchte Rexforth mehr Raum geben. Schermbecker Unternehmen, auch im Gewerbegebiet würden besucht, um zu schauen wo der Schuh drückt. Rexforth schränkt aber ein, dass der Wirtschaftsförderer Friedhelm Koch derzeit hauptsächlich mit dem Thema Glasfaser beschäftigt ist und im Herbst 2018 in den Ruhestand geht. Aber mit Dirk Kuhmann stehe ein Nachfolger bereit und damit dann auch Veränderungen, über die Rexforth im Moment noch nicht sprechen möchte.
Natürlich war auch die Bücherei ein Thema des Gespräches. „Fakt ist, dass die Bücherei so wie sie derzeit läuft, als Bildungseinrichtung keine Zukunft hat. Das ist zu teuer“, sagt Rexforth. Und: „Wenn allerdings die Bücherei als Freizeiteinrichtung gesehen wird - wenn man sich darauf verständigt, dass die Bürger für wenig Geld „leichte Literatur“ konsumieren, haben wir ein neues Ziel, aber so eine Bücherei haben wir mit der katholischen Bücherei bereits im Ort“. Mehr wollte Mike Rexforth dazu nicht sagen, nur so viel: es laufen Gespräche im Hintergrund. Das Thema ist also (noch) nicht komplett vom Tisch.
Ein bisschen war auch über seine nächsten Ziele zu erfahren:
„Ich möchte Schermbeck zu einem außergewöhnlichen Schulstandort machen, ich bin da schon sehr weit. Wenn das so kommt wie ich mir das vorstelle, ist das ein Knaller für Schermbeck“. Rexforth macht es also spannend, vielleicht gebe es im Herbst eine erste Tendenz über die er dann berichten werde. Mehr war ihm dazu leider nicht zu entlocken.
Außerdem möchte er ein soziales Beratungszentrum für Bürgerinnen und Bürger schaffen.
Des Weiteren steht die konsequente Umsetzung des Einzelhandelskonzeptes auf seiner Agenda und natürlich auch die Entschärfung der Verkehrssituation auf der Mittelstraße.
Anmerkung: Natürlich gibt es noch viel viel mehr, was der Bürgermeister erledigt und geplant hat. Das alles aufzuführen würde den Rahmen allerdings sprengen