Weshalb Spedition Varlemann Insolvenz beantragte
Verfasst: Fr 2. Jul 2021, 15:29
Die Situation für kleine und mittelständische Transport- und Logistikunternehmen dramatisiert sich zunehmend. Der andauernd harte Wettbewerb sowie das Ringen um jeden Cent mit Verladern bringen nicht wenige an den Rand des Ruins und darüber hinaus.
Erst vergangene Woche machte der Europäische Ladungsverbund Internationaler Spediteure (Elvis) auf die prekäre Lage aufmerksam. Diese Entwicklung schlägt sich bislang zwar noch nicht in stark steigenden Insolvenzzahlen nieder. Das hängt aber auch mit der monatelangen Aussetzung der Insolvenzantragspflicht sowie staatlichen Hilfen und den Stundungen von Steuern und Sozialabgaben zusammen.
Die Spedition Varlemann aus dem nordhessischen Wrexen entschied sich trotz dieser Möglichkeiten und eines, nach eigenen Angaben, kaum veränderten Geschäfts im nationalen Ladungsverkehr während der Corona-Krise dazu, Antrag auf Insolvenz zu stellen. Dabei war die Zahlungsunfähigkeit zwar noch gar nicht eingetreten, aber absehbar, verrät Uwe Varlemann, ehemaliger Geschäftsführer der Spedition Varlemann. „Es war noch nie mein Stil, auf Pump zu leben oder andere durch mein Handeln zu gefährden. Deshalb haben wir uns gedacht, bevor es tatsächlich soweit ist, ziehen wir jetzt die Notbremse.“
Ein seltener Schritt, meint Christoph Niering, Vorsitzender des Berufsverbands der Insolvenzverwalter: „Wir beobachten, dass die meisten Unternehmer den Schritt in die Insolvenz erst gehen, wenn der Druck durch Gläubiger zu groß wird.“
Tagesgeschäft ist Teil des Problems
Das Problem, das im Fall der Spedition Varlemann zur drohenden Zahlungsunfähigkeit führte, seien nicht die eigenen Kunden gewesen, analysiert der ehemalige Geschäftsführer. Problematisch sei es, wenn man auf das Tagesgeschäft angewiesen ist. Der Umsatz bei Varlemann speiste sich zu 60 Prozent aus Kontrakt- und zu 40 Prozent aus dem Spotgeschäft. „Die Situation wird schamlos ausgenutzt. Nicht mal unbedingt von den Verladern, sondern von Spediteuren, die die Ladung am Markt verkaufen. Wir haben teilweise beobachtet, dass Frachten auf Transportbörsen durch zwei bis drei Hände gehen und sich jeder etwas in die eigene Tasche steckt, so dass es sich für den Frachtführer am Ende einfach nicht mehr lohnt.“ Er berichtet von Frachten, die bei Rückfahrten für 80 Cent pro Kilometer angeboten werden und das sei kein Einzelfall. Ganz im Gegenteil. Annehmen habe er es trotzdem müssen: „Da weiß man schon vorher, dass man am Ende draufzahlen muss, aber man macht es dennoch, weil man ja ohnehin wieder zurück muss.“
Erst vergangene Woche machte der Europäische Ladungsverbund Internationaler Spediteure (Elvis) auf die prekäre Lage aufmerksam. Diese Entwicklung schlägt sich bislang zwar noch nicht in stark steigenden Insolvenzzahlen nieder. Das hängt aber auch mit der monatelangen Aussetzung der Insolvenzantragspflicht sowie staatlichen Hilfen und den Stundungen von Steuern und Sozialabgaben zusammen.
Die Spedition Varlemann aus dem nordhessischen Wrexen entschied sich trotz dieser Möglichkeiten und eines, nach eigenen Angaben, kaum veränderten Geschäfts im nationalen Ladungsverkehr während der Corona-Krise dazu, Antrag auf Insolvenz zu stellen. Dabei war die Zahlungsunfähigkeit zwar noch gar nicht eingetreten, aber absehbar, verrät Uwe Varlemann, ehemaliger Geschäftsführer der Spedition Varlemann. „Es war noch nie mein Stil, auf Pump zu leben oder andere durch mein Handeln zu gefährden. Deshalb haben wir uns gedacht, bevor es tatsächlich soweit ist, ziehen wir jetzt die Notbremse.“
Ein seltener Schritt, meint Christoph Niering, Vorsitzender des Berufsverbands der Insolvenzverwalter: „Wir beobachten, dass die meisten Unternehmer den Schritt in die Insolvenz erst gehen, wenn der Druck durch Gläubiger zu groß wird.“
Tagesgeschäft ist Teil des Problems
Das Problem, das im Fall der Spedition Varlemann zur drohenden Zahlungsunfähigkeit führte, seien nicht die eigenen Kunden gewesen, analysiert der ehemalige Geschäftsführer. Problematisch sei es, wenn man auf das Tagesgeschäft angewiesen ist. Der Umsatz bei Varlemann speiste sich zu 60 Prozent aus Kontrakt- und zu 40 Prozent aus dem Spotgeschäft. „Die Situation wird schamlos ausgenutzt. Nicht mal unbedingt von den Verladern, sondern von Spediteuren, die die Ladung am Markt verkaufen. Wir haben teilweise beobachtet, dass Frachten auf Transportbörsen durch zwei bis drei Hände gehen und sich jeder etwas in die eigene Tasche steckt, so dass es sich für den Frachtführer am Ende einfach nicht mehr lohnt.“ Er berichtet von Frachten, die bei Rückfahrten für 80 Cent pro Kilometer angeboten werden und das sei kein Einzelfall. Ganz im Gegenteil. Annehmen habe er es trotzdem müssen: „Da weiß man schon vorher, dass man am Ende draufzahlen muss, aber man macht es dennoch, weil man ja ohnehin wieder zurück muss.“