Erster „Kapitän“ der Freizeitstätte Stimbergpark in Oer-Erkenschwick
1969 wurde sie eröffnet, die Freizeitstätte Stimbergpark in Oer-Erkenschwick. Jetzt ist sie abgerissen und soll neu gebaut werden. Doch, was macht eigentlich der erste Chef, Ewald Ribinski?
Ewald Ribinski (89) im Gespräch mit Ibrahim Özcan. "Ich möchte unbedingt die Eröffnung des neuen Freibades noch miterleben", sagt der alte Freibad-Chef zu seinem Nach-Nachfolger. © Jörg Müller
Beinahe hätte der Taubensport seinen beruflichen Werdegang zunichte gemacht. Doch Ewald Ribinski hat sich am Ende gegen sein Züchterhobby entschieden und ist erster Leiter der damals überregional bekannten Freizeitstätte Stimbergpark geworden. Das war im Juni 1969. Heute ist Ewald Ribinski 89 Jahre alt. „Mir geht es gut“, sagt der frühere Betriebsleiter, als wir ihn im Eingangsbereich der Nachfolgeeinrichtung, des Maritimo-Freizeitbades, treffen.
„Freibad-Kapitän“ mit weißer Mütze in Oer-Erkenschwick
Ewald Ribinski hat zum Ortstermin sein Fotoalbum mitgebracht. „Das bin ich“, stellt er schmunzelnd fest und zeigt auf ein Foto, auf dem er mit weißer Hose, weißem Rollkragenpullover, dunkler Jacke und weißer Kapitänsmütze zu sehen ist. „Das war damals meine Dienstkleidung. Die Stadt legte insbesondere auf die Mütze sehr viel Wert“, erinnert sich der 89-Jährige.
Rettungsschwimmer erhielten fünf Mark die Stunde
Und dann erzählt Ewald Ribinski von früher. Fünf Mann hätten die Schwimmmeisterbesatzung im Freibad gebildet. Zwei auf der Früh- und zwei auf der Spätschicht. Und er als Chef. „Während der Öffnungszeiten herrschte Urlaubssperre. Das war damals für uns selbstverständlich. Heute wäre so etwas vermutlich nicht mehr möglich“, sagt Ribinski. Wenn das Wetter im Sommer besonders schön war, blieb das Hallenbad geschlossen. Dann halfen auch die dortigen Schwimmmeister im Freibad aus. Unterstützt wurden sie alle von Rettungsschwimmern, die fünf Mark pro Stunde für ihren Einsatz bekamen. „Ich konnte damals leider nicht mehr zahlen“, sagt Ribinski.
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Wellenbad war in Oer-Erkenschwick die Attraktion
Das Wellenbad war damals die Attraktion. Zu jeder vollen Stunde wurde die Maschine angestellt. Das Becken war dann proppevoll. „Da standen wir mit bis zu sechs Aufsichtspersonen am Beckenrand, um auf die Badegäste aufzupassen“, erzählt Ewald Ribinski. Ähnlich aufwendig war es, wenn der Sprungturm geöffnet wurde. Normalerweise war das nur bis zur Fünf-Meter-Plattform der Fall. Denn die Sprungwege von der Ein-, Drei- und Fünf-Meter-Plattform überkreuzten sich nicht. Anders war das, wenn die 7,5-Meter- und die Zehn-Meter-Plattform geöffnet wurden. Dann wurden die darunter liegenden „Bretter“ gesperrt und Schwimmmeister oder Rettungsschwimmer regelten oben die Absprünge. Am Beckenrand verfolgten Hunderte Schaulustige die Szenerie und quittierten die beste „Ente“ mit Beifall.
Das war die Dienstkleidung des Betriebsleiters der Freizeitstätte Stimbergpark im Jahre 1969. Ewald Ribinski gleicht einem Kapitän. © privat © privat
„Improvisation war schon damals Trumpf in Oer-Erkenschwick“
Ewald Ribinski, der während seiner Dienstzeit direkt neben der Freizeitstätte Stimbergpark wohnte, kann sich noch gut an die technischen Abläufe in dem Bad erinnern. „Improvisation war schon damals Trumpf“, sagt der 89-Jährige. Vor allem dann, wenn in den 70er-Jahren morgens auf dem Wasser eine gelbe Staubschicht schwamm. „Die mussten wir dann abfegen“, sagt Ribinski, der an Schönwetter-Wochenenden Zehntausende Besucher verzeichnete. „Aufregend wurde das vor allem dann, wenn ein Gewitter aufzog und wir die Becken sperren mussten. Dann haben die Besucher auf einen Schlag die Anlage verlassen und die Autoschlangen waren lang“, erinnert sich Ewald Ribinski.
„Möchte die Eröffnung des neuen Freibades noch miterleben“
Sein größter Wunsch: „Ich möchte gesund bleiben und die Eröffnung des neuen Freibades noch miterleben“, sagt der 89-Jährige. Sein Nach-Nach-Folger, Maritimo-Geschäftsführer Ibrahim Özcan, will das sicherstellen. „Ich werde Herrn Ribinski auf jeden Fall einladen. Und eine neue Kapitänsmütze organisiere ich auch“, kündigt Özcan an.
Taubensportler und Vollblutkegler
Ewald Ribinski wurde in Oer-Erkenschwick geboren und absolvierte bei „Colle“ eine Lehre als Gärtner. 1953 wechselte er als Stadiongärtner zur Stadt Oer-Erkenschwick.
Der damalige Leiter des 1930 errichteten Hallenbades, das bis vor wenigen Jahren an der Stimbergstraße stand, „Vati Bach“, engagierte Ribinski zunächst als Vertretungskraft an der Hallenbad-Kasse und später auch als Aufsichtsperson.
1957 absolvierte Ewald Ribinski seine Schwimmmeisterprüfung. 1969 wurde er Betriebsleiter der neuen Freizeitstätte Stimbergpark. Zum Schwimmeisterteam damals gehörten unter anderem Rolf und Heinz Reisinger, Jürgen Dorkowski und Horst Wojtys.
1995 ging Ewald Ribinski in Rente. Sein Nachfolger wurde Mike Szarowski, der sich mittlerweile ebenfalls im Ruhestand befindet.
Ewald Ribinski ist verwitwet, Vater eines Sohnes und zweifacher Opa.
Er war begeisterter Sportkegler, in jungen Jahren erfolgreicher Taubenzüchter und ist heute seit elf Jahren aktives Mitglied im Seniorenclub Oer-Erkenschwick.