Stadt verklagt Rentner wegen Gifteinsatz an Linde

[Michael]

Ein 87-jähriger Rentner aus Barkenberg hat das Recht in seine eigenen Hände genommen. Weil die Stadt seinen wiederholten Aufforderungen, einen Baum vor seiner Haustür zurechtzustutzen, nicht nachgekommen sei, besprühte der Mann Zweige einer 60 Jahre alten Linde auf städtischem Grund Am Gecksbach mit Unkrautvernichtungsmitteln.

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Mit Unkrautvernichtungsmitteln hat ein 87-Jähriger in Barkenberg eine Linde vor seiner Haustür besprüht. Ihn störten die überhängenden Zweige. Die Stadt will jetzt Schadensersatz von dem Mann. Foto: Claudia Engel
Seitdem tobt ein Rechtsstreit um Schadensersatz. Einige Zweige der Linde tragen nur noch wenig Laub, die Krone ist schütter geworden. Das sagt die Stadt. Sie fordert 1000 Euro, auch weil sie den Baum wieder aufpäppeln will. Der Barkenberger hätte nichts dagegen, wenn die Linde komplett verschwände. "Der Baum wirft im Frühjahr klebriges Zeug ab. Ich bin beim Fegen schon mal ausgerutscht und gestürzt."

Hat der 87-Jährige mit seinem eigenmächtigen Handeln der Linde schwer geschadet? Und können sich Stadt und Bürger vielleicht auf einen Kompromiss einigen, um den Streit zu beenden? Diesen Fragen ging Zivilrichterin Bianca Bookjans beim Gütetermin am Mittwoch zwischen der Klägerin (Stadt Dorsten) und dem beklagten Rentner am Amtsgericht Dorsten nach. Ergebnislos.

87-Jähriger will keinen Vergleich

Denn der 87-Jährige zeigte sich im Gegensatz zu dem Rechtsvertreter der Stadt nicht bereit, einen Vergleich anzuerkennen: "Der Baum gehört der Stadt. Er ist seit 1974 nie beschnitten worden, geschweige denn gepflegt", kritisiert der Mann. Solch ein Baum gehöre nicht in die Nähe von Wohnhäusern. Die Wurzeln, das beklagte der Rentner auch, heben die Gehwegplatten an und dringen in die Kanalisation ein. Im Fernsehen habe er gesehen, wie ein Bürger sich in einem solchen Fall wehren könne. Das sagte der Mann in einem Telefonat mit der Dorstener Zeitung: "Ich brauche keinen Anwalt. Der Einsatz der Chemie hat endlich dazu geführt, dass die sechs Meter langen Äste, die bis in meinen Vorgarten hineinragten, kein Laub mehr abwerfen."


Die Stadt bestreitet, dass das Geäst das Grundstück des Rentners beeinträchtigt. Der Rechtsvertreter legte der Richterin Beweisfotos vor. Gleichzeitig dokumentierte er mit einem Bericht eines Gladbecker Gutachters, dass die Krone des Baumes nach dem Einsatz des Anliegers "um 20 Prozent zurückgegangen ist, außerdem ist ein 15-prozentiger Funktionsverlust des Baumes feststellbar".

Prozesskostenrechnung steigt

Das wiederum ist dem Anlieger völlig gleichgültig. Er hat auch kein Interesse daran, mit seinen Nachbarn eine Gemeinschaft zu bilden, damit die Linde auf Kosten aller Anlieger beseitigt und passendere Bäume gepflanzt werden können. Dieser Vorschlag der Richterin stieß aber dem anwesenden Vertreter des Grünflächenamtes sauer auf: "Bis ein neuer Baum die biologische Funktion einer so alten Linde übernimmt, leben wir alle nicht mehr." Die Richterin einigte sich mit dem Rechtsvertreter der Stadt darauf, einen Baumgutachter zum Ortstermin zu bitten. Er soll feststellen, welchen Schaden der Baum durch den Chemieeinsatz erlitten hat. Der Stundensatz des Experten beträgt 120 Euro. Das wird die Prozesskostenrechnung des Verlierers massiv erhöhen. "Mir egal", meinte der Rentner: "Bei mir ist nichts zu holen."

[Eva]

Das ist einfach nur traurig!
Kann doch nicht sein, dass sich nie vorher mal einer um den Baum gekümmert hat!
Das macht mich wütend! Und der Mann hat wohl einen an der Waffel. Der kann doch nicht einfach Gift auf den Baum sprühen....kann man da nicht vorher mal ein Gespräch mit der Stadt suchen???
Ich bin entsetzt darüber, wie sich ein jeder das Recht nimmt, einfach so, einen so wunderschönen, alten Baum zu zerstören!
Ich würde den Mann mal frage, was er dazu sagen würde, wenn ihm jemand Gift an den Körper sprüht, nur weil er im Weg ist.....

[Manu]

Da muss erst jemand austicken, damit die Stadt irgendwie tätig wird. Beide Seiten haben einen an der Waffel.
Ein Baum, der in der Stadt lebt, der muss auch an die Stadt angepasst werden, zwangsläufig. Aber der Rentner
hat kein Recht Chemie einzusetzen. Das muss auch nicht sein. Den eigentlich gibt es doch nichts schöneres, als
einen großen alten Baum. Das ihm einige Zweige ärgern, verstehe ich vollkommen. Letzten Endes ist aber doch
der Baum der Leidtragende. Hoffentlich kann der Baum bleiben und wird ordentlich geschnitten, sodaß alle
zufrieden sein könnten.

MANU

[Eva]

Ich hoffe auch sehr, dass der Baum das übersteht.
Hast recht.....sie sollten ihn soweit stutzen, dass die Äste nicht mehr stören!
Aber traurig ist das schon, dass es erst soweit kommen muss, bevor da jemand reagiert.
Ist ja leider oft so....