
Das Web werde es immer missbräuchlicher eingesetzt, Berners-Lee nennt als Beispiele den Datenskandal von Cambridge Analytica und die russische Einmischung in den US-Wahlkampf 2016. Das Hauptproblem sei die zunehmende Zentralisierung des Netzes mit Quasi-Monopolisten wie Facebook und Google. Anstatt ein radikales Werkzeug für Demokratie zu werden, habe das Web eher noch die Ungleichheit in der Welt verschärft.
Berners-Lee will das aber nicht so einfach hinnehmen und arbeitet an einer Plattform namens Solid, die das Internet wieder den Konzernen entreißen und den Anwender die volle Kontrolle über ihre Daten geben soll – zurück zu den demokratischen Wurzeln. Noch arbeite man "unter dem Radar" an diesem neuen Ökosystem, doch bringe diese Arbeit die Begeisterung zurück, die man wegen der Fake News schon verloren glaubte.
Berners-Lee sieht sich nicht allein bei dem Versuch, das Web wieder zu dezentralisieren. Es gebe vielversprechende Ansätze, etwa die in Deuschland entwickelte Twitter-Alternative Mastodon oder das in Frankreich entstandene peertube als dezentrales Gegenstück zu Youtube. Mittlerweile ist gut die Hälfte der Menschheit mit dem Internet vernetzt, ob sich dieses in Richtung einer Orwell'schen Überwachung entwickle oder ob eine neue, freue, digitale Gesellschaft entstehe, sei noch nicht gewiss. Mark Zuckerberg hatte bei der Gründung von Facebook aber keineswegs Wahlmanipulationen im Sinn und Jack Dorsey wollte mit Twitter kein digitales Megaphon für Leute wie Donald Trump entwickeln. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
