Man sollte sich bei der Ernährung von unseren Haus- und Stallkaninchen an der Ernährung ihrer wilden Verwandten, den Wildkaninchen, orientieren. Auch wenn Kaninchen seit Jahrhunderten domestiziert sind, sind sie von der Genetik, der Magen-Darm-Struktur, den Zähnen usw. immer noch so gebaut wie Wildkaninchen.
Wildkaninchen leben in der Natur hauptsächlich von Gräsern, Kräutern, Wurzeln, Zweigen und Blättern. Das Magen-Darm-System und die Zähne sind auf rohfaserreiche, langfaserige und nährstoffarme Nahrung ausgelegt.
Für unsere Hauskaninchen (von Zwergkaninchen bis zu großen Stallkaninchen) heißt das, dass sie ebenso ernährt werden sollten.
Das Hauptnahrungsmittel in dem Fall (da nicht das ganze Jahr rund um die Uhr Gras zur Verfügung steht) ist Heu in großen Mengen. Dazu kommen Gemüse, Zweige, Kräuter und als Leckerchen ab und zu Obst. Auf Trockenfutter (ob bunte Mischung oder Pellets) sollte verzichtet werden.
Fütterungsempfehlung:
- Heu muss rund um die Uhr in großer Menge zur Verfügung stehen
- Gemüse/Frischfutter sollte 2 – 3 mal am Tag in kleinen Mengen (pro Mahlzeit eine kleine Handvoll, je nach Verträglichkeit auch mehr) gegeben werden
- Kräuter können unter das Heu gemischt werden oder auch so gereicht werden
- Zweige können alle 2 – 3 Tage gereicht werden
Geeignete/ungeeignete Gemüsesorten
Gemüse- und Frischfuttersorten, die die Tiere noch nicht gewohnt sind (die Magen-Darm-Struktur muss sich erst daran gewöhne) kann man langsam anbieten:
Möhren, Möhrengrün, Fenchel (Knolle und Kraut), Knollensellerie (auch mit Grün), Staudensellerie, Chicoree, Gurken, Radieschenblätter, Chinakohl, Erbsengrün (nicht die Erbsen selbst), Kürbis (keinen Zierkürbis!), Paprika (wenig, da sehr Vitamin C haltig), Pastinake, Petersilienwurzel, Radieschenblätter (keine Radieschen, zu scharf), Spargel, Speisekürbis, Stielmus, Topinambur (Knolle, Kraut und Blüte), Sojabohnengrün (nur das Grün, nicht die Sojabohnen selbst), Mairübe, Zucchini, Schwarzwurzel, Maisblätter und –stengel (nicht die Maisfrucht).
Bitte beachten:
Es können auch sämtliche Kohlsorten (Weißkohl, Rotkohl, Grünkohl, Kohlrabi (Blätter und Knolle), Rosenkohl, Blumenkohl, Romanesco, Wirsing, Stengelkohl) verfüttert werden. Da Kohl aber zum blähenden Gemüse gehört, muss damit extrem langsam angefangen werden und ebenso langsam gesteigert werden. Bitte gut beobachten, ob die Tiere die Kohlarten vertragen. Sobald sie davon leichte Blähungen oder Durchfall bekommen, darf die ausprobierte Kohlsorte _nicht_ verfüttert werden. Außerdem sollten das nur Kaninchen bekommen, die _kein_ Trockenfutter erhalten (90 % der Verdauungserkrankungen wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen usw. treten durch Trockenfutter, _nicht_ durch Frischfutter auf).
Spinat, Rote Beete und Mangold können auch verfüttert werden, sollten aber nur selten gegeben werden, da sie Oxalsäure enthalten (Oxalsäure reagiert mit dem im Blut und den Zellen enthaltenen Calciumverbindungen zu unlöslichem Calciumoxalat und bringt so den Calciumstoffwechsel durcheinander. Isst man häufig oxalsäurereiche Lebensmittel, können Nierensteine auftreten.)
Tomaten dürfen verfüttert werden, aber keine grünen Tomaten, keine Tomaten die grüne Stellen haben und kein Tomatenkraut. Die grünen Stellen und das Kraut enthalten das Gift Solanin.
Kartoffeln sollten gar nicht verfüttert werden, weder roh noch gekocht. Die Kartoffel ansich enthält ebenfalls das Gift Solanin. Je frischer sie ist, desto weniger Solanin ist enthalten. D.h. alten Kartoffeln, grüne Kartoffeln, Kartoffeln mit grünen Stellen und Kartoffelkraut enthalten den höchsten Solaninanteil.
Mais (ob getrocknet oder frisch) sollte gar nicht verfüttert werden. Es ist sehr kalorienreich und führt bei Kaninchen leicht zu Übergewicht. Die Blätter und Stengel vom Mais können dagegen unbedenklich verfüttert werden.
Hülsenfrüchte, wie Bohnen, Erbsen, Linsen usw. dürfen nicht verfüttert werden. Zum einen quellen sie im Magen auf, zum anderen blähen sie stark. D.h., sie führen zu schweren Verdauungsproblemen.
Zusätzlich oder hauptsächlich (gerade im Winter, wenn es wenig heimische Gemüsesorten gibt) kann auch Trockengemüse verfüttert werden.
Zweige/Blätter
An Zweigen (mit Blättern) können verfüttert werden:
Buche (Hainbuche, Rotbuche usw.), Ahorn, Birke, Eiche (keine Eicheln!), Erle, Esche, Haselnuss, Linde, Kastanie (die Frucht selbst nicht!), Apfelbaum, Birnbaum, Kiefer, Fichte, Tanne, Schlehe
Bitte keine Zweige von Steinobstbäumen verfüttern, da die frischen Zweige in geringen Mengen Blausäure enthalten.
Weidenzweige sollten nur in geringer Menge gefüttert werden, da diese viel Gerbsäure enthalten.
Geeignete/ungeeignete Kräuter
An Kräutern können gegeben werden:
Bärenklau (nicht den Riesenbärenklau: enthält das Gift Furocumarin. Bei Aufnahme für Kaninchen giftig, bei Berührung kaum giftig), Basilikum, Beinwell, Borretsch, Breitwegerich, Brennessel (einen Tag anwelken lassen, damit der Brennreiz der Nesseln minimiert wird), Brombeerblätter, Brunnenkresse, Dill, Distel, Erdbeerblätter, Estragon, Gänseblümchen, Himbeerblätter, Huflattich, Kamille, Kerbel, Koriander, Lavendel, Liebstöckl (Maggikraut), Löwenzahn (Blätter, Blüte, Wurzel), Maioran, Melde, Melisse, Oregano, Petersilie, Pfefferminze, Rosen (natürlich ungespritzte), Rosmarin, Thymian, Salbei, Sauerampfer, Schafgarbe, Sonnenblumen (ganze Pflanze, aber ohne Kerne!), Spitzwegerich, Stiefmütterchen, Vogelmiere, Weißdorn, Wermut, Wildrosen.
Bitte keinen Klee füttern. Es gibt Weißklee und Rotklee. Rotklee führt zu starken Blähungen bei Kaninchen. Da man im Frühjahr, vor der Blüte, nicht erkennen kann, welcher Klee rot und welcher weiß ist, sollte ganz darauf verzichtet werden.
Geeignetes Obst
Äpfel, Bananen, Birnen, Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Kiwi, Melone, Trauben.
Steinobst sollte nicht gegeben werden. Die Kerne enthalten Blausäure.
Bitte auch keine exotischen Früchte geben. Es gibt genügend heimische Früchte, die von den Tieren gut vertragen werden.
Auch keine Zitrusfrüchte geben. Zitrusfrüchte enthalten viel Vitamin C. Da Kaninchen aber fähig sind ihr Vitamin C selbst zu bilden, kann es bei Überdosierung zur schwerem Durchfall kommen.
Trocken-/Misch-/Kraftfutter
Wie schon am Anfang erwähnt brauchen Kaninchen hauptsächlich rohfaserreiche, langfaserige und energiearme Nahrung. Sämtliche Trockenfutterarten (poppig bunt aufgemacht, Getreidekörner, Pellets usw.) sind daher für die Ernährung völlig ungeeignet. Das Magen-Darm-System der Kaninchen ist auf diese Ernährung nicht ausgelegt und daher kann sie diese Ernährung nicht aufschlüsseln. Diese Art der Fütterung mag lange gut gehen, aber das klappt nicht ewig. Irgendwann (bei manchen im jungen Alter, bei manchen erst später) kommt es zu schweren Verdauungs- und/oder Zahnproblemen.
Wer aber nicht gänzlich auf Trockenfutter verzichten möchte, sollte niemals mehr als 1 gestr. Teelöffel getreidefreies Trockenfutter pro Tier und Tag geben. Und auch nur Pellets reichen, so dass die Tiere nicht selektieren können.
Wichtiger Hinweis:
Bei den genannten Futtermitteln handelt es sich um Empfehlungen. D.h., nicht alles ist für alle Tiere gleich verträglich. Neue Futtermittel erst langsam austesten, damit man sicher sein kann, ob sie vertragen werden oder auch nicht.
Fütterungsempfehlungen für Kaninchen
- Michael
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