Der immer weiter wachsende Kalender und die erhöhte Präsenz von Tripleheadern hat das reisende Personal der Formel 1 an seine Grenzen gebracht - auch wenn die Bosse immer versuchen, den Eindruck zu erwecken, dass sie ihr Bestes geben, um die Schwierigkeiten für die Arbeiter zu managen.
Doch da der Kalender der Formel 1 in Zukunft noch weiter zu explodieren droht und Tripleheader mittlerweile die Norm scheinen, haben viele im Fahrerlager ihre privaten Sorgen ausgedrückt. Sie denken, dass sie nicht erhört werden, da es für sie in Zukunft noch schlimmer werden zu scheint.
Einige Teamchefs waren knallhart und haben gemeint, dass jeder, der die schwierigen Anforderungen nicht mag, einfach gehen und sich einen neuen Job außerhalb der Formel 1 suchen kann. Doch Mitarbeiter unnötigerweise durch Burnout zu verlieren, ist keine Lösung, die dem Sport langfristig gut zu Gesicht steht.
Motorsport-Total.com hat die Geschichte gehört, wie das Leben für einen Mechaniker derzeit ist und warum man bereits nah am Abgrund steht.
Ein anonymes Teammitglied, das mit dem Formel-1-Zirkus reist, verrät, wie sich das Leben eines Mechanikers in den vergangenen Jahren verändert hat, welchen Einfluss der größere Kalender auf das Personal in der Garage hat und was die Formel 1 tun kann, um die Zukunft für alle besser zu machen.
Das sind seine Worte ...
Die Sicht eines Mechanikers
Es lässt sich nicht verbergen, dass das Leben als Formel-1-Mechaniker hart ist. Das war schon immer so, und keiner von uns macht das, weil wir es uns leicht machen wollen.
Wir alle lieben die Formel 1 und wissen, dass man manchmal Opfer bringen muss, um Teil des Grand-Prix-Rennsports zu sein. Doch mit der Ausweitung des Formel-1-Kalenders und dem Aufkommen von Tripleheadern ist für viele Mitarbeiter in der Garage die Grenze der Belastbarkeit erreicht.
Die Arbeitszeiten sind sehr lang. Vom Mittwoch vor einem Rennen bis zum Sonntagabend danach arbeiten wir jeden Tag mindestens zwölf Stunden. Man merkt gar nicht, was das mit einem macht, bis man wieder in der Fabrik arbeitet. Ein normaler Acht-Stunden-Tag ist fast schon komisch, weil er sich so kurz anfühlt!
Eigentlich merkst du gar nicht, was für ein abnormales Leben du auf Reisen führst, bis du wieder nach Hause kommst.
Was es besonders schwer macht, ist die Tatsache, dass die Arbeit so unerbittlich ist und es keine Erholungszeit gibt. Du arbeitest von dem Moment an, an dem du aus dem Flugzeug steigst - und das kann nach einem wirklich beschissenen Flug sein, bei dem du in der Economy Class eingepfercht warst und wenig bis gar keinen Schlaf bekommen hast.
Nach dem Tripleheader zum Saisonende in Mexiko, Brasilien und Katar waren alle durch die Kombination aus strapaziösen Economy-Flügen, verspäteten Flugplänen und dem Zeitzonenwechsel völlig erschöpft. Und ich glaube, da habe ich die größten Probleme bei den Leuten gesehen.
Der Höhepunkt der Müdigkeit ist, wenn er eintritt, echt schrecklich. Wenn du so weit weg von deinen Liebsten und auf Achse bist, kannst du dich echt alleine fühlen.
Und wenn du dann am Montagmorgen oder Montagabend heimkommst und ein paar Tage nicht ordentlich geschlafen hast, dann beeinflusst es auch, wie du dich in deiner Freizeit fühlst. Das heißt, dass auch deine Beziehungen leiden können - entweder weil du dich über deinen Partner aufregst oder einfach andere Dinge im Kopf hast. Und das ist weder für dich noch für sie fair.
Schmerzmittel & Alkohol
Du bist nicht nur mental ausgelaugt, sondern auch körperlich erschöpft. Mit fortschreitender Saison passieren eine ziemliche Menge Verletzungen. Die Teams haben zwar Ärzte und Physios, um auf dich aufzupassen, die einfachste Lösung ist aber, dich mit Schmerzmitteln vollzupumpen, damit du weitermachst. Nicht in einer Million Jahre würden normale Ärzte dir das geben, was wir bekommen.
Diejenigen, die nicht auf Schmerzmitteln weitermachen wollen, greifen zum Alkohol. Das ist natürlich auch nicht gut.
Und zusätzlich haben auch die COVID-Regeln für einen weiteren Stresspunkt gesorgt, vor allem da die Teams die Testzeiten so gelegt haben, wie es für sie am besten passt - nicht für den Einzelnen.
Einige Teams wollen nicht, dass du dich zu früh testest, falls du dadurch nicht am Qualifying und am Rennen teilnehmen kannst. Stattdessen hätten sie lieber, dass du so lange wie möglich auf deinen PCR-Test vor der Heimreise wartest.
Sollte es aber ein Problem geben und das Testergebnis kommt aus irgendeinem Grund nicht zurück, dann hat der Mechaniker das Problem, da er einen weiteren Tag von zuhause wegbleiben muss, um sich neu testen zu lassen.
Ein Tag extra sieht nicht nach viel aus, doch es summiert sich, wenn alle so müde sind und einfach nur zuhause bei ihren Liebsten sein wollen. Es ist die typische fehlende Empathie der Teams, was sie den Leuten antun.
Stress erzeugt Fehler - und Ärger
Zwischen dem Stress, dass die Testergebnisse rechtzeitig vorliegen müssen, damit wir alle nach Hause gehen können, dem Zwang zur Selbstisolierung in Großbritannien und den kurzfristigen Kalenderänderungen mussten wir so viel von unserem Leben für die Formel 1 aufgeben, nur damit die Leute an der Spitze mehr Geld verdienen können, während wir nichts dafür bekommen.
Zu der schieren Müdigkeit und der Tatsache, dass du so oft von zu Hause weg bist, kommt die unerbittliche Arbeit, die schwierig mit den hohen Erwartungen in Einklang zu bringen ist, die an jeden in der Garage gestellt werden. Du sollst auf höchstem Niveau arbeiten. Niemand will ein Auto haben, mit dem ein Fahrer ausscheidet oder einen Unfall hat, also ist jeder mit vollem Einsatz dabei.
Der immer weiter wachsende Kalender und die erhöhte Präsenz von Tripleheadern hat das reisende Personal der Formel 1 an seine Grenzen gebracht - auch wenn die Bosse immer versuchen, den Eindruck zu erwecken, dass sie ihr Bestes geben, um die Schwierigkeiten für die Arbeiter zu managen.
Die Arbeit der Mechaniker steht selten im Rampenlicht
Doch da der Kalender der Formel 1 in Zukunft noch weiter zu explodieren droht und Tripleheader mittlerweile die Norm scheinen, haben viele im Fahrerlager ihre privaten Sorgen ausgedrückt. Sie denken, dass sie nicht erhört werden, da es für sie in Zukunft noch schlimmer werden zu scheint.
Ein Mechaniker erzählt: Die brutale Realität des Formel-1-Kalenders
- Michael
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