Es waren einmal zwei Eisblöcke
- Anne
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Es waren einmal zwei Eisblöcke
Es waren einmal zwei Eisblöcke. Das Verhältnis zwischen ihnen war sehr kühl, was nicht weiter verwunderlich ist. Der eine dachte: Warum kommt der andere nicht näher zu mir? Aber der Eisblock konnte nicht gehen und kommen. Da dachte er: Wenn der andere auftaut, dann taue ich auch auf.- Aber weil der Eisblock nicht von selbst auftaute, taute keiner von beiden auf. So geschah es, dass niemand auf sie zukam, und jeder noch mehr in sich selbst vereiste. Nach Monaten- oder war es nach Jahren? - entdeckte der eine Eisblock eines Mittags, als die Sonne strahlte, dass er sich zu Wasser verflüssigte und daß er noch er selbst war. Auch der andere machte diese wunderbare Entdeckung. Über die ganz alltäglichen Wassergräben flossen sie aufeinander zu. Sie begegneten sich. Zwar spürten sie ihre Kälte noch, aber auch ihre Schwachheit und ihren guten Willen, ihre eigene Not und die des anderen. Sie fanden, dass sie einander nötig hatten und zusammenbleiben müssten. Da kam ein Kind, und dann noch eins, und noch andere Kinder und die ließen kleine Schiffe auf dem großen, starken Wasser fahren. Sie hörten, dass die Kinder glücklich waren. Und diese Freude spiegelte sich wie eine Sonne im Wasser.
Das ist das Größte, was dem Menschen gegeben ist, dass es in seiner Macht steht, grenzenlos zu lieben.
Theodor Strom

Theodor Strom

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