Guter Mond Du stehst so stille...Unser Mond
Verfasst: Fr 28. Apr 2017, 16:27
"Ein kleiner Schritt für einen Menschen"
"Houston, hier ist Meer der Ruhe. Der Adler ist gelandet". Es ist 20. Juli 1969, 21.17 Uhr in den USA. Apollo-Astronaut Armstrong hatte gerade die Landefähre "Eagle" sicher auf dem Mond gelandet. Hunderte Millionen Menschen weltweit verfolgten das Ereignis. Von der "Erfüllung eines Menschheitstraums" war die Rede, vom "Beginn eines neuen Zeitalters". Sechs Stunden später, als Armstrong die Metallleiter zum Mondboden herunterstieg, gingen dann noch die "historischen Worte" um den Erdball: "That's one small step for man, one giant leap for mankind" - Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.
Es sind tief eingegrabene Erinnerungen ins kollektive Bewusstsein der amerikanischen Nation. Die Bilder der Astronauten in ihren glänzenden Schutzanzügen, die Fußabdrücke im Mondstaub, die Stars and Stripes vor der tristen grauen Landschaft des fremden Himmelskörpers. Es war nicht nur ein technisches "Wunderwerk", das hier vollbracht wurde. Es war wie ein Stück "amerikanischer Traum", eine Mischung aus Pioniergeist und Aufbruch zu neuen Grenzen, eine Supermacht markierte ihr neues Terrain. Auf der Erde tobte der Vietnamkrieg, die USA erlebten eine der schwierigsten Phasen ihrer jungen Geschichte - doch für eine Nacht war die Nation im Taumel.
Federleichte Sprünge im Mondstaub
Gestartet war die "Saturn V"-Rakete mit der Apollo-11-Kapsel am 16. Juli - "mit einer Feuersglut von 2700 Grad Celsius im Hexenkessel der Triebwerke", schrieb der Schriftsteller Norman Mailer begeistert. Etwa 100 Stunden später trennte sich die Landefähre vom "Mutterschiff", zurück in der Kapsel blieb der dritte Astronaut Michael Collins. Während Armstrong und Aldrin die US-Flagge ins Mondgestein steckten, Messgeräte aufstellten und mit federleichten Sprüngen durch die dünne Mond-Atmosphäre hüpften, umkreiste Collins weiter den Mond - der "einsamste Mensch der Welt", wie ein Kommentator meinte.
Mondvisite dauerte nur wenige Stunden
Es war eine kurze Mondvisite, etwas mehr als zwei Stunden dauerte Armstrongs Besuch, sein Kollege war noch kürzer im Freien, dann mussten die beiden wieder in die Kapsel. 22 Kilogramm Mondgestein für wissenschaftliche Untersuchungen sammelten sie ein. Gut 21 Stunden nach ihrer Landung hob der "Eagle" wieder vom "Meer der Ruhe" ab, um wieder bei "Columbia" anzudocken. Am 24. Juli landete die Apollo-Kapsel im pazifischen Ozean.
Interesse hielt nur kurz
Doch der "Wettlauf im All" mit der Sowjetunion war nun zugunsten der USA entschieden - schnell ließ die Begeisterung am "Unternehmen Mond" und der bemannten Raumfahrt nach. Nach nur drei Jahren betrat Eugene Cernan als elfter und bis heute letzter Mensch den Mond. Lediglich unbemannte Missionen gab es weiterhin.
Kritik an den hohen Kosten
Und nicht nur das Interesse flaute ab. Mehr noch: Bereits wenige Wochen nach dem Triumph gab es innerhalb der NASA herbe Enttäuschung und massive Kritik. Mehrere NASA-Forscher kündigten. Die gesamte Mond-Mission sei zum "Transportunternehmen Apollo" verkommen, die wissenschaftliche Mond-Forschung zur "Schaufensterdekoration" reduziert, bemängelte etwa der damalige NASA-Chefgeologe Eugene Shoemaker, einer der bekanntesten NASA-Mitarbeiter, die das Handtuch warfen. 25 Milliarden Dollar hatten die gesamten Apollo-Missionen gekostet (damals etwa 100 Milliarden Mark). Shoemakers These: Die wissenschaftlichen Informationen des Unternehmens hätten mit unbenannten Satelliten drei oder vier Jahre früher geliefert werden können - zu einem Fünftel der Kosten.
"Teueres Spektakel"
"Das teuerste Spektakel, das je ein Volk zu bezahlen hatte", meinten auch deutsche Kommentatoren später. Zwar beharrte der deutsche Raketenwissenschaftler und "Vater der Saturn-Trägerrakete", Wernher von Braun, darauf, dass das Apollo-Unternehmen "eine der vernünftigsten, klügsten und weitsichtigsten Investitionen ist, die je ein Land gemacht hat". Doch die Skepsis an der bemannten Mondfahrt blieb lange Zeit.
Bush plante Mondbasis
Erst Ex-Präsident George W. Bush hatte der Raumfahrt vor einigen Jahren neuen Schwung geben wollen. "Zum Mond, zum Mars und darüber hinaus", lautete das ehrgeizige Motto. Bis 2020, so die Vision, sollen US-Astronauten mit einem neuen "Orion"-Raumfahrzeug zum Mond zurückkehren, dort eine ständige Basis bauen - und im Jahr 2037 die erste bemannte Mars-Mission starten. Der NASA schlug bei so viel Zukunftsmusik das Herz höher.
Aldrin: Nicht notwendig, dort präsent zu sein
Doch es gibt viele Skeptiker - darunter selbst Astronaut Aldrin. "Der Mond ist für eine wirtschaftliche Nutzung nicht aussichtsreich", sagte der heute 79-Jährige, der damals als zweiter Mensch seinen Fuß in den Mondstaub setzte. "Ich glaube nicht, dass es für die Amerikaner eine Notwendigkeit ist, dort präsent zu sein." Nach echter Begeisterung für eine "Rückkehr zum Mond" klingt das nicht gerade.
Nur eine "Schlacht im Kalten Krieg"?
Noch deutlicher äußert sich Ex-Astronaut William Anders über das damalige Apollo-Programm zur Monderoberung: Apollo sei "kein wissenschaftliches Programm" gewesen, in Wahrheit habe es sich um eine "Schlacht im Kalten Krieg" gehandelt. "Sicherlich, wir haben ein paar Gesteinsbrocken gesammelt und ein paar Fotos gemacht, aber wäre da nicht dieser Wettlauf mit den Russen gewesen, hätten wir niemals die Unterstützung der Steuerzahler gehabt."
Zukunft steht in den Sternen
Bushs ehrgeizige Pläne für eine bemannte Raumfahrt stehen auch bereits wieder auf den Prüfstand. Sein Nachfolger Barack Obama berief eine Kommission ein, die bis September Vorschläge erarbeiten soll, wie es mit der bemannten Raumfahrt weitergeht. Dass diese bemannte Flüge zu Mond und Mars erneut zu dem neuen "Menschheitstraum" erklärt, ist aller Voraussicht nach - auch im Angesicht der Weltwirtschaftskrise - wenig wahrscheinlich
"Houston, hier ist Meer der Ruhe. Der Adler ist gelandet". Es ist 20. Juli 1969, 21.17 Uhr in den USA. Apollo-Astronaut Armstrong hatte gerade die Landefähre "Eagle" sicher auf dem Mond gelandet. Hunderte Millionen Menschen weltweit verfolgten das Ereignis. Von der "Erfüllung eines Menschheitstraums" war die Rede, vom "Beginn eines neuen Zeitalters". Sechs Stunden später, als Armstrong die Metallleiter zum Mondboden herunterstieg, gingen dann noch die "historischen Worte" um den Erdball: "That's one small step for man, one giant leap for mankind" - Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.
Es sind tief eingegrabene Erinnerungen ins kollektive Bewusstsein der amerikanischen Nation. Die Bilder der Astronauten in ihren glänzenden Schutzanzügen, die Fußabdrücke im Mondstaub, die Stars and Stripes vor der tristen grauen Landschaft des fremden Himmelskörpers. Es war nicht nur ein technisches "Wunderwerk", das hier vollbracht wurde. Es war wie ein Stück "amerikanischer Traum", eine Mischung aus Pioniergeist und Aufbruch zu neuen Grenzen, eine Supermacht markierte ihr neues Terrain. Auf der Erde tobte der Vietnamkrieg, die USA erlebten eine der schwierigsten Phasen ihrer jungen Geschichte - doch für eine Nacht war die Nation im Taumel.
Federleichte Sprünge im Mondstaub
Gestartet war die "Saturn V"-Rakete mit der Apollo-11-Kapsel am 16. Juli - "mit einer Feuersglut von 2700 Grad Celsius im Hexenkessel der Triebwerke", schrieb der Schriftsteller Norman Mailer begeistert. Etwa 100 Stunden später trennte sich die Landefähre vom "Mutterschiff", zurück in der Kapsel blieb der dritte Astronaut Michael Collins. Während Armstrong und Aldrin die US-Flagge ins Mondgestein steckten, Messgeräte aufstellten und mit federleichten Sprüngen durch die dünne Mond-Atmosphäre hüpften, umkreiste Collins weiter den Mond - der "einsamste Mensch der Welt", wie ein Kommentator meinte.
Mondvisite dauerte nur wenige Stunden
Es war eine kurze Mondvisite, etwas mehr als zwei Stunden dauerte Armstrongs Besuch, sein Kollege war noch kürzer im Freien, dann mussten die beiden wieder in die Kapsel. 22 Kilogramm Mondgestein für wissenschaftliche Untersuchungen sammelten sie ein. Gut 21 Stunden nach ihrer Landung hob der "Eagle" wieder vom "Meer der Ruhe" ab, um wieder bei "Columbia" anzudocken. Am 24. Juli landete die Apollo-Kapsel im pazifischen Ozean.
Interesse hielt nur kurz
Doch der "Wettlauf im All" mit der Sowjetunion war nun zugunsten der USA entschieden - schnell ließ die Begeisterung am "Unternehmen Mond" und der bemannten Raumfahrt nach. Nach nur drei Jahren betrat Eugene Cernan als elfter und bis heute letzter Mensch den Mond. Lediglich unbemannte Missionen gab es weiterhin.
Kritik an den hohen Kosten
Und nicht nur das Interesse flaute ab. Mehr noch: Bereits wenige Wochen nach dem Triumph gab es innerhalb der NASA herbe Enttäuschung und massive Kritik. Mehrere NASA-Forscher kündigten. Die gesamte Mond-Mission sei zum "Transportunternehmen Apollo" verkommen, die wissenschaftliche Mond-Forschung zur "Schaufensterdekoration" reduziert, bemängelte etwa der damalige NASA-Chefgeologe Eugene Shoemaker, einer der bekanntesten NASA-Mitarbeiter, die das Handtuch warfen. 25 Milliarden Dollar hatten die gesamten Apollo-Missionen gekostet (damals etwa 100 Milliarden Mark). Shoemakers These: Die wissenschaftlichen Informationen des Unternehmens hätten mit unbenannten Satelliten drei oder vier Jahre früher geliefert werden können - zu einem Fünftel der Kosten.
"Teueres Spektakel"
"Das teuerste Spektakel, das je ein Volk zu bezahlen hatte", meinten auch deutsche Kommentatoren später. Zwar beharrte der deutsche Raketenwissenschaftler und "Vater der Saturn-Trägerrakete", Wernher von Braun, darauf, dass das Apollo-Unternehmen "eine der vernünftigsten, klügsten und weitsichtigsten Investitionen ist, die je ein Land gemacht hat". Doch die Skepsis an der bemannten Mondfahrt blieb lange Zeit.
Bush plante Mondbasis
Erst Ex-Präsident George W. Bush hatte der Raumfahrt vor einigen Jahren neuen Schwung geben wollen. "Zum Mond, zum Mars und darüber hinaus", lautete das ehrgeizige Motto. Bis 2020, so die Vision, sollen US-Astronauten mit einem neuen "Orion"-Raumfahrzeug zum Mond zurückkehren, dort eine ständige Basis bauen - und im Jahr 2037 die erste bemannte Mars-Mission starten. Der NASA schlug bei so viel Zukunftsmusik das Herz höher.
Aldrin: Nicht notwendig, dort präsent zu sein
Doch es gibt viele Skeptiker - darunter selbst Astronaut Aldrin. "Der Mond ist für eine wirtschaftliche Nutzung nicht aussichtsreich", sagte der heute 79-Jährige, der damals als zweiter Mensch seinen Fuß in den Mondstaub setzte. "Ich glaube nicht, dass es für die Amerikaner eine Notwendigkeit ist, dort präsent zu sein." Nach echter Begeisterung für eine "Rückkehr zum Mond" klingt das nicht gerade.
Nur eine "Schlacht im Kalten Krieg"?
Noch deutlicher äußert sich Ex-Astronaut William Anders über das damalige Apollo-Programm zur Monderoberung: Apollo sei "kein wissenschaftliches Programm" gewesen, in Wahrheit habe es sich um eine "Schlacht im Kalten Krieg" gehandelt. "Sicherlich, wir haben ein paar Gesteinsbrocken gesammelt und ein paar Fotos gemacht, aber wäre da nicht dieser Wettlauf mit den Russen gewesen, hätten wir niemals die Unterstützung der Steuerzahler gehabt."
Zukunft steht in den Sternen
Bushs ehrgeizige Pläne für eine bemannte Raumfahrt stehen auch bereits wieder auf den Prüfstand. Sein Nachfolger Barack Obama berief eine Kommission ein, die bis September Vorschläge erarbeiten soll, wie es mit der bemannten Raumfahrt weitergeht. Dass diese bemannte Flüge zu Mond und Mars erneut zu dem neuen "Menschheitstraum" erklärt, ist aller Voraussicht nach - auch im Angesicht der Weltwirtschaftskrise - wenig wahrscheinlich