In Oldenburg findet ab heute eine bemerkenswerte Konferenz statt. Bei der zweitägigen Fortbildung sollen 800 Lehrer aus dem ganzen Bundesgebiet für die Digitalisierung im Klassenzimmer fit gemacht werden; in 130 Workshops wird erklärt, was Tablets, Smartphones und Apps sind, ach ne: was man damit anstellen kann. Bestimmt ein sinnvoller Termin, aber ein bisschen beunruhigend finde ich es schon, dass die meisten deutschen Schulen erst im Jahr 2018 beginnen, sich intensiver mit der größten Revolution unserer Zeit zu beschäftigen.
Aber das betrifft hierzulande ja nicht nur die Schulen. Auch viele Unternehmen, Behörden und, den Eindruck kann man gewinnen, auch die Bundesregierung krebsen noch in der digitalen Steinzeit herum. Ein schlagkräftiges Digitalministerium wäre ein kraftvolles Signal für einen Aufbruch gewesen, aber weil CDU, CSU und SPD die Europapolitik, der Solidaritätszuschlag, das Baukindergeld und ungefähr 95 weitere Themen wichtiger sind als die größte Revolution unserer Zeit, bekommt Deutschland nur eine Staatsministerin mit Mini-Stab im Kanzleramt, die sich dafür aber für alles Digitale zuständig fühlen darf.
Das ist ein bisschen so, als würde sich nicht mehr die Erde um die Sonne drehen, sondern die Sonne um die Erde, und ich würde Sie bitten, gemeinsam mit ein paar Kollegen zack-zack eine Antwort auf dieses ko(s)mische Phänomen zu geben (und die daraus folgenden Maßnahmen bitte auch zack-zack umzusetzen).
Deutschland verliert den Anschluss. Und unsere Regierung nimmt es hin.

Was ich meine, verstehen Sie besser, wenn wir einfach mal einen Blick auf den geplanten Breitbandausbau werfen. Seit Anfang der achtziger Jahre haben eine Bundesregierung nach der anderen, die Post und die Telekom an dem Großprojekt herumgewurschtelt, aber wenig zustande gebracht, wie der IT-Experte Detlef Borchers im Interview mit meinem Kollegen Johannes Bebermeier berichtet.

Dass es mit dem superschnellen Internet nicht vorangeht, liegt gar nicht mal am fehlenden Geld, sondern, wie so oft bei Großprojekten in Deutschland, an schlechter Planung und Lobbyinteressen. Der Präsident des Rohrleitungsbauverbands Deutschland (den es wirklich gibt) hat meinem Kollegen Lars Wienand erklärt, wo in der Praxis die Probleme liegen. Und wo leider zu wenig Rohre liegen. Das Gespräch lesen Sie heute Mittag auf unserer Seite.
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